Kollektivvertrag für Bundesmuseen und Österreichische Nationalbibliothek

4.Mai 2022

Gemeinsamer Kollektivvertrag für die Bundesmuseen und die Nationalbibliothek

 

Zu den Bundesmuseen gehören der Kunsthistorische Museum-Museumsverband (KHM-MVB), das Naturhistorische Museum (NHM), das Technische Museum mit österreichischer Mediathek (TMW), die Österreichische Galerie Belvedere, die Albertina, das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (mumok), das Museum für angewandte Kunst (MAK), sowie die österreichische Nationalbibliothek (ÖNB). Diese acht Institutionen betreuen und gestalten gemeinsam die Sammlungen des Bundes.

 

Die Aufgaben dieser Häuser sind im Bundesmuseen-Gesetz geregelt und umfassen das gezielte Sammeln, Erforschen, Erhalten, Vermitteln und Ausstellen von Kunst- und Kulturgütern. Nicht zu vernachlässigen ist die Rolle der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek, wenn es um den Ruf Österreichs als Kulturnation geht. Der herausragende Kulturbetrieb stärkt die Attraktivität der Republik als Reiseziel, Firmensitz und Standort internationaler Organisationen, sowie als Veranstaltungsort.

 

Fehlender Kollektivvertrag

 

Mit Ausnahme der Mitarbeiter:innen des KHM-Museumsverbandes gehören die Angestellten der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek zu jenen 2% der Beschäftigten in Österreich, die ohne einen Kollektivvertrag arbeiten. Ohne Schutz durch ein transparentes und rechtsverbindliches Gehaltsschema sind die Reallöhne über die Jahre stetig gesunken.

 

Seit der Ausgliederung aus dem Bundesdienst zu Beginn der 2000er Jahre wurde die jährliche Basisfinanzierung des Bundes über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg nicht an die Inflation angepasst. Der dadurch entstandene Finanzierungsdruck schlägt sich auch auf die Gehälter der Mitarbeiter:innen der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek nieder. Die Institutionen haben sich stetig auseinanderentwickelt Unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen und finanzielles Pouvoir, sowie stark inhomogene Organisationsstrukturen – von unterschiedlichen Tätigkeitsbezeichnungen, bis hin zu abweichenden Wochenarbeitszeiten – sowie unzureichende finanzielle Unterstützung durch den Bund haben bis dato eine Einigung auf einen gemeinsamen Kollektivvertrag verunmöglicht. Prekäre Arbeitsbedingungen und sehr unterschiedliche, geringe Entlohnung für gleiche Tätigkeiten sind die Folge. Die Institutionen sind am Arbeitsmarkt kaum noch konkurrenzfähig.

 

Verhandlungen und Ringen um einen gemeinsamen KV

 

In Voraussicht dieser Entwicklungen haben sich bereits bei der Ausgliederung aus dem Bundesdienst die Betriebsräte der acht Häuser zur Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Nationalbibliothek zusammengeschlossen – mit dem klaren Ziel eines gemeinsamen Kollektivvertrags für alle acht Häuser zumindest auf dem Niveau des einzigen, bereits bestehenden KV des KHM-Museumsverbandes. Seit dieser Zeit bemühen sich die Verhandler:innen der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst in enger Zusammenarbeit mit der Betriebsrätekonferenz darum, dieses Ziel zu erreichen.

 

Während der vergangenen Legislaturperiode 2019 - 2024 unter Staatssekretärin Andrea Mayer, wurden die Verhandlungen im Rahmen der FairPay Offensive des Bundes unterstützt. Trotz zähen Ringens konnten die Gespräche aufgrund von zu geringer Finanzierung zu keinem Ergebnis gelangen. Es darf jedoch als Durchbruch gelten, dass die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) mit der Staatssekretärin eine sozialpartnerschaftliche Einigung über einen einheitlichen Mindestlohn von 2050,- EUR errungen hat. Ein gemeinsamer Mindestlohn kann jedoch nur ein erster Schritt auf dem Weg zu akzeptablen Arbeitsbedingungen und Gehältern sein.

 

Die Betriebsrätekonferenz der Bundesmuseen und der Nationalbibliothek fordert daher weiterhin einen einheitlichen Kollektivvertrag für alle acht Häuser, der sicherstellt, dass es transparente und faire Entlohnung in diesen wichtigen Kultureinrichtungen des Bundes gibt!

 

Die Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek

 

Demo am 17.6. vor dem Parlament in der Hofburg am Josefsplatz

 

Die Mitglieder der freiwilligen Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek demonstrieren für einen Rettungsschirm!

 

Die Mitglieder der freiwilligen Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek stellen fest, dass sich die bislang einzige COVID-19-Maßnahme der österreichischen Bundesregierung auf die Gehaltseinbußen unserer Kolleg*innen in Kurzarbeit und im Home-Office beschränkt. Aus Liebe zum Beruf und aus Angst vor einem Arbeitsplatzverlust nehmen die Kolleginnen und Kollegen eine verkehrte Form der Umverteilung in Kauf – wir setzen durch Kurzarbeit finanzielle Mittel frei, damit unsere Anstalten öffentlichen Rechts leichter durch die Corona-Krise kommen.

 

Die essentielle Bedeutung unserer Häuser für den Tourismus in Wien und die durch unsere vielfältige Teilnahme am österreichischen Wirtschaftsleben gegebene Umwegrentabilität stehen außer Frage. Nur wegen schöner Hotels oder gutem Essen kommen die Menschen nicht nach Wien. Unsere Kunstschätze werden optimal aufbereitet und in sorgfältig gepflegten Ausstellungen präsentiert. Wir werden zwar Publikumsmagneten genannt, arbeiten jedoch nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Erhaltung, wissenschaftliche Erschließung und Verfügbarmachung kostbarer Bestände im Eigentum der Republik. Wir übernehmen Kunst-, Kultur-, Wissens- und Gedächtnisvermittlung.

 

Durch hohe Einnahmenverluste seit der Stilllegung unserer Betriebe ab Mitte März 2020 werden die wissenschaftliche Aufbereitung und konservatorische Betreuung sowie ein kontinuierlicher Bestandsaufbau erheblich gefährdet.

 

Um unserem gesetzlichen Auftrag im vollen Umfang weiterhin nachkommen zu können, sehen wir als Belegschaftsvertretung die Notwendigkeit für eine langfristige Absicherung unserer Häuser durch einen finanziellen Ausgleich der Einnahmenverluste und durch einen gemeinsamen Kollektivvertrag zum Schutz unserer Kolleg*innen.

 

Unsere hochwertigen Dienstleistungen ermöglichten bisher vielen Menschen ein „Baden in Kunstschätzen“. Wenn sich die österreichische Bundesregierung als Eigentümervertretung weiterhin nicht zu uns bekennt, wird zunächst ein „digitales Tröpferlbad“ daraus und bald eine kulturelle Wüste folgen.

 

Beate Neunteufel-Zechner, Vorsitzende der freiwilligen Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek

 

 

 

Demo am 17.6. vor dem Parlament in der Hofburg am Josefsplatz

 

Weiter Kurzarbeit in den Bundesmuseen

 

15.06.2020. In den österreichischen Bundesmuseen gärt es: Monatelange Schließung der Häuser , Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Diese soll nun trotz Wiedereröffnung der Museen verlängert werden. Die Betriebsräte der einzelnen Häuser schlagen Alarm, denn dringend notwendige Arbeiten können derzeit nicht erledigt werden.

 

Gestaltung: Sabine Nikolay

Demo am 10.6. vor dem Parlament in der Hofburg am Josefsplatz

Foto: Proponenten „wir gehen leer aus“ mit Thomas Drozda Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat (Bereichssprecher für Kunst, Kultur und Medien, SPÖ)

 

Demo der Kulturschaffenden, Maria Theresien Platz, Wien, 29.5.2020